Wissenschaftsakademie Berlin



    Vortrag "Chancen und Risiken eines Nebenerwerbs durch kurzfristige Börsenspekulation", 19.03.1999. Seminarleiter: Dipl.-Kfm. Torsten Damerau, umvert@berlin.snafu.de






    Themenübersicht:
    1. Einführung
    2. Optionsscheine
    3. Kriterien für die Wahl eines Optionsscheins
    4. Praxis des Optionsschein-Handels
    5. Ausgewählte Literatur und Internetseiten





  • 1. Einführung

    Mit dem Optionsschein-Handel existiert an der Börse ein spezielles Handelssegment, das sich durch einen besonders spekulativen Charakter auszeichnet. 1998 sind in diesem Handelssegment über 7000 Optionsscheine (OS) mit einem Prämienvolumen in Höhe von etwa 100 Mrd. DM gehandelt worden, gegenüber 1997 eine Steigerung um etwa 20 Mrd. DM. Es handelt sich um einen
    stark wachsenden Markt, an dem zu etwa 85% Privatanleger als Akteure beteiligt sind. Dies unterstreicht, daß die Deutschen nicht weniger spekulativ eingestellt sind als andere, sofern die Voraussetzungen für kurzfristige Börsenspekulation gegeben sind. Eine wichtige Voraussetzung hierfür ist der Zugang zum Internet. Das Internet bietet mittlerweile eine Fülle hochwertiger und kostenloser Informationen rund um die Börse, so daß jeder Interessierte, der über die Motivation verfügt, sorgfältig zu recherchieren und sich die Rationalität der Börsenakteure anzueignen, ein Informationsniveau erreichen kann, das für begründete Anlageszenarien qualifiziert. Optionsscheine sind dann als Instrumente zu betrachten, die eine sehr dynamische Umsetzung eines kurz- bis mittelfristigen Anlageszenarios ermöglichen. Unter kurzfristig ist hierbei ein Zeithorizont von wenigen Tagen bis wenigen Wochen, unter mittelfristig ein Zeithorizont von wenigen Wochen bis wenigen Monaten zu verstehen. Das Agieren in diesen Zeitdimensionen kann man als Position-Trading bezeichnen in Abgrenzung zum Day-Trading, mit dem man die Handelsaktivitäten kennzeichnet, die nur innerhalb eines Handelstages stattfinden.

    Im folgenden sollen Konstruktionsmerkmale der OS und Praxis des OS-Handels beschrieben werden.




  • 2. Optionsscheine


    2.1. Konstituierende Merkmale eines Optionsscheins

    OS sind börsennotierte Wertpapiere, die lediglich ein Recht verbriefen. Grundlage ist eine vertragliche Bindung zwischen dem Anbieter eines OS (Emittent) und dem Käufer eines OS (Investor). Die vertragliche Bindung besteht darin, daß der Emittent sich verpflichtet, ein Finanzinstrument (sog. Underlying, z.B. eine Aktie) innerhalb einer festgelegten Frist zu einem festgelegten Kurs zu liefern oder abzunehmen. Der Investor dagegen hat das Recht, aber nicht die Verpflichtung, auf die Liefer- oder Abnahmeverpflichtung des Emittenten zu bestehen. Ein erstes konstituierendes Merkmal ist somit die asymetrische Verteilung der Rechten und Pflichten, die darin besteht, daß der Emittent eine Verpflichtung eingeht, der Investor dagegen ein Wahlrecht, eben eine Option hat. Für die Einräumung dieses Wahlrechtes verlangt der Emittent die Zahlung einer Prämie.
    Ein weiteres konstituierendes Merkmal besteht in der begrenzten Laufzeit des OS. Der Emittent räumt das Wahlrecht nur für die Dauer einer vorher bestimmten Frist, z.B. ein Jahr, ein. Nach Ablauf dieser Frist erlischt die Verpflichtung bzw. das Wahlrecht, der OS verfällt. Dabei unterscheidet man zwei Wahlrechts-Typen: der amerikanische Typ: hier kann das Wahlrecht jederzeit während der Laufzeit ausgeübt werden, und der europäische Typ: hier kann das Wahlrecht nur am Ende der Laufzeit ausgeübt werden.
    Ein drittes konstituierendes Merkmal besteht in der Art des Wahlrechtes. Man unterscheidet das Wahlrecht, ein Underlying vom Emittenten kaufen zu können (Kaufoption = Call) und das Wahlrecht, ein Underlying an den Emittenten verkaufen zu können (Verkaufsoption = Put). Mit einem Call spekuliert der Investor auf steigende Kurse, da er erwartet, ein Underlying durch Ausübung seines Wahlrechtes beim Emittenten billiger erwerben zu können als er an der Börse zahlen müßte, mit einem Put spekuliert der Investor auf fallende Kurse, da er erwartet, ein Underlying an den Emittenten teurer verkaufen zu können als er an der Börse erzielen könnte.
    Ein viertes konstituierendes Merkmal besteht im heute festgelegten Kurs für das Underlying. Der Kurs, zu dem der Wert erworben oder verkauft werden kann (Bezugskurs), wird bei der Begebung des OS festgelegt und gilt unverändert während der gesamten Laufzeit.


    2.2. Die Hebelwirkung eines Optionsscheins

    Die überdurchschnittlichen Chancen ergeben sich aus der Hebelwirkung der OSe, die sich wie folgt ableiten läßt: angenommen, ein Investor hat sich für den Kauf der Aktie A entschieden. Er kann diese nun auf zwei Wegen erwerben.
    Der erste Weg ist der Kauf heute zum Tageskurs an der Börse für z.B. 100 Euro. Nach einem Jahr verkauft er die Aktie an der Börse für 150 Euro und vereinnahmt einen Gewinn in Höhe von 50 Euro, also 50% Rendite auf das eingesetzte Kapital.
    Der zweite Weg führt über den Kauf eines OS. Ein Emittent bietet einen Schein mit folgenden Merkmalen: Art: Call, Typ: Amerikanisch, Laufzeit: Ein Jahr, Bezugskurs: 100 Euro, d.h. der Emittent räumt dem Investor das Recht ein, jederzeit während eines Jahres die Aktie A zu einem Kurs von 100 Euro zu beziehen. Für dieses Recht verlangt er eine Prämie in Höhe von 10 Euro. Wie im ersten Fall steigt die Aktie auf 150 Euro, der Investor übt das Recht aus, erwirbt die Aktie für 100 Euro und verkauft sie sofort an der Börse für 150 Euro. Er realisiert die Differenz in Höhe von 50 Euro. Abzüglich der Prämie in Höhe von 10 Euro verbleibt ein Gewinn von 40 Euro.
    Im ersten Fall wurde ein Gewinn von 50 Euro auf ein eingesetztes Kapital von 100 Euro erzielt, im zweiten Fall ein Gewinn von 40 Euro auf ein eingesetztes Kaital von 10 Euro (die Prämie). Im ersten Fall beträgt der Gewinn 50%, im zweiten Fall 400%, oder anders: mit dem Einsatz eines Zehntels des für den Kauf einer Aktie notwendigen Kapitals wurde eine achtfach höhere Rendite erzielt.
    Was aber geschieht, wenn der Kurs der Aktie fällt? Im ersten Fall hatte der Investor die Aktie für 100 Euro erworben. Nach einem Jahr notiert sie bei 90 Euro. Der Investor behält die Aktie und wartet auf bessere Zeiten. Im zweiten Fall, Kauf eines OS, verzichtet der Investor auf eine Ausübung seines Rechtes, denn es macht keinen Sinn, eine Aktie für 100 Euro beim Emittenten zu erwerben, wenn sie an der Börse für 90 Euro erhältlich ist. Der Investor läßt sein Recht verfallen, die investierte Prämie ist verloren.
    Im ersten Fall entsteht lediglich ein Buchverlust von 10%, im zweiten Fall dagegen ein realer Totalverlust.
    Das elementare Risiko besteht also in der begrenzten Laufzeit der OSe, denn im Unterschied zu Aktien, die es erlauben, eine unerwartete ungünstige Entwicklung "auszusitzen", führt die "falsche" Entwicklung bei Osen zum Totalverlust.

    Alles in allem besteht der besondere Anreiz für den Kauf eines OS zum einen darin, daß mit einem überschaubaren Kapitaleinsatz eine überdurchschnittliche Rendite erzielen werden kann und zum anderen in der asymetrischen Chance-Risiko-Verteilung, denn während das maximale Verlustrisiko 100% beträgt kann die Gewinnchance mehrere 100% betragen.


    2.3. Die Bewertung eines Optionsscheins

    Der Emittent verlangt für die Einräumung des Wahlrechtes eine Prämie vom Investor. Diese Prämie läßt sich in zwei Wertbestandteile zerlegen, den Inneren Wert und den Zeitwert, also ist die Prämie = Innerer Wert + Zeitwert. Ist der Innere Wert gleich Null besteht die Prämie ausschließlich aus dem Zeitwert, ist der Zeitwert gleich Null besteht die Prämie ausschließlich aus Innerem Wert.


    2.3.1. Innerer Wert

    Der Innere Wert ist die Wertgröße, die dem Investor bei Ausübung seines Wahlrechtes zufällt, stellt also gewissermaßen die "Substanz" eines OS dar.
    Der Innere Wert ergibt sich aus der Differenz zwischen Aktienkurs und Bezugskurs: notiert z.B. die Aktie A bei 130 Euro, dann verfügt der OS mit einem Bezugskurs von 100 Euro über eine "Substanz" in Höhe von 130-100=30.
    Notiert der Kurs bei 90 Euro, ist der Innere Wert zwar rechnerisch negativ: 90-100= -10. Da aber keine Verpflichtung besteht, eine Option auszuüben, also keine Verpflichtung besteht, einen negativen Inneren Wert zu realisieren, kann der Innere Wert im Hinblick auf die Bewertung einer Option immer nur größer oder gleich Null sein.
    Man unterscheidet Scheine
    - im Geld : Aktienkurs > Bezugskurs, d.h. Innere Wert ist positiv
    - am Geld : Aktienkurs = Bezugskurs, d.h. Innere Wert = 0
    - aus dem Geld : Aktienkurs < Bezugskurs, d.h. Innere Wert = 0


    2.3.2. Zeitwert

    Der Zeitwert (auch Aufgeld) ist die eigentliche Prämie für den Kauf eines OS, d.h. diejenige Wertgröße, die dem Emittenten zufällt.
    In die Bemessung des Zeitwertes fließt zweierlei ein, die sog. "cost of carry" und das Risiko des Emittenten. Unter cost of carry fallen die Kosten, die durch die Einräumung des Rechtes entstehen, insbesondere der entgangene risikolose Zinsgewinn. Ein Emittent, der einen Call auf eine Aktie verkauft, wird sich bei Begebung des OS diese Aktie in sein Depot nehmen, um zum Fälligkeitstermin seiner Lieferverpflichtung nachkommen zu können ohne sich an der Börse teuer eindecken zu müssen. Damit ist sein Kapital für die Dauer der Laufzeit des OS gebunden und er verzichtet auf eine risikolose festverzinsliche Anlage. Dieser entgangene Zins wird dem Investor mit der Prämie "in Rechnung gestellt".
    Der zweite, wesentlich wichtigere Faktor ist die Bemessung des Risikos des Emittenten, das z.B. beim Verkauf eines Calls darin besteht, im Falle einer Nicht-Ausübung auf einer wertgeminderten Aktienposition sitzenzubleiben, denn fallen die Kurse wird der Investor sein Wahlrecht nicht ausüben, weil er die Aktie an der Börse billiger erwerben kann und der Aktienbestand, den der Emittent zur Absicherung der Lieferverpflichtung aufgebaut hat, weist dann einen Buchverlust aus. Das Risiko eines Buchverlustes ist umso größer je mehr die Aktie um einen Mittelwert schwankt, denn je größer die Schwankungsbreite (Volatilität), umso wahrscheinlicher ist eine für den Emittenten ungünstige Entwicklung. Die Volatilität (Schwankungsbreite) ist also das Risikomaß und je größer die Volatilität, desto höher ist deshalb auch die Prämie.
    Der Zeitwert (also cost of carry + Volatilität) ist keine feste Größe,
    sondern ändert sich stetig, denn zum einen nimmt der Zeitwert stetig bis zum Laufzeitende ab und zum anderen werden auch veränderte Volatilitäten in die Prämie eingepreist (vgl.3.2.).




  • 3. Kriterien für die Wahl eines Optionsscheins

    Hat sich der Investor für ein Underlying entschieden, muß er sich den hierzu passenden OS suchen. Die folgenden Kriterien für die Auswahl des OS sollten dabei Berücksichtigung finden, ihre Bewertung hängt von der Risikobereitschaft und dem Zeithorizont der Spekulation ab.


    3.1. Aufgeld und Hebel

    Das Aufgeld (=Zeitwert bezogen auf den Kurs des Underlyings) gibt Auskunft darüber, um wieviel teurer der Bezug des Underlyings durch den OS ist. Die Aussagekraft dieser Kennziffer ist allerdings relativ gering, denn sie besagt lediglich, ob ein OS viel oder wenig kostet, aber nicht, inwieweit der der OS preiswürdig ist. Man kann das Aufgeld als Risikokennziffer betrachten, denn je höher das Aufgeld, umso größer ist das Verlustpotential bei einer stagnierenden Kursentwicklung des Underlyings, da zum Ablauf der Optionsfrist hin der Zeitwert stetig abnimmt. OS mit verhältnismäßg hohen Aufgeldern eigenen sich nur für sehr kurzfristige Spekulationen., d.h. wenn das Underlying schnell große Kursbewegungen zeigt.
    Der theoretische Hebel (auch Omega) zeigt die Reagibilität des OS, d.h. diese Kennziffer mißt, um wieviel Prozent sich der Kurs des OS bewegt, wenn sich das Underlying um 1 % bewegt.


    3.2. Volatilität

    Neben dem Inneren Wert ist der Zeitwert der preisbestimmende Faktor. Dieser wiederum wird maßgeblich von der Volatilität beeinflußt (vgl. 2.3.2.).
    Die Volatilität eines Underlyings läßt sich statistisch aus Vergangenheitswerten berechnen, man erhält dann die Historische Volatilität.
    Die aktuell in eine Prämie eingepreiste Volatilität wird als Implizite Volatilität bezeichnet und weicht oft von der Historischen Volatilität ab, da sie in die Zukunft gerichtet ist und im Grunde eine Schätzung der Volatilität bis zum Ablauf der Optionsfrist darstellt. Ist die Implizite Volatilität höher als die Historische, dann bedeutet dies, daß der Emittent eine höhere Prämie verlangt als eigentlich aus den Vergangenheitswerten abgeleitet werden kann. Der Investor muß dann entscheiden, ob diese höhere Implizite Volatilität gerechtfertigt ist und ob er diese bezahlen will.
    Die Implizite Volatilität ändert sich mit wechselnden Marktphasen, d.h. hektische Handelsphasen erhöhen und ruhigere Handelsphasen ermäßigen die Implizite Volatilität. Wird ein OS ins Auge gefaßt, der keinen Inneren Wert aufweist, also nur aus Zeitwert besteht, dann wirken sich deutliche Änderungen der Volatilität nachhaltig auf den Kurs des Scheins aus. Dabei kann es vorkommen, daß ein OS im Kurs verliert, obwohl das Underlying einen Kursanstieg aufweist, denn wenn der Kursanstieg des Underlyings zu keinem Inneren Wert führt, etwa weil der Schein weit aus dem Geld ist, gleichzeitig aber die Schwankungsbreite der Aktie deutlich nachläßt, somit der Zeitwert sinkt, dann fällt der Kurs des OS. Deshalb ist es sinnvoll, in Zeiten hoher Volatilität den Einfluß einer möglicherweise nachlassenden Volatilität auf den OS-Kurs dadurch zu begrenzen, daß OS gewählt werden, die im Geld sind, also schon einen Inneren Wert aufweisen.


    3.3. Restlaufzeit

    Hat man sich ein Underlying ausgesucht muß man sich überlegen, welchen Zeithorizont die Spekulation umfassen soll, um einen OS mit einer entsprechenden Restlaufzeit zu wählen. Dabei ist zu bedenken, daß der Zeitwert umso höher ist, je länger die Laufzeit ist, denn je länger ein Schein läuft, umso größer ist die Chance, daß eine für den Investor profitable Entwicklung eintritt. Diese Chance läßt sich der Emittent in Form
    eines höheren Zeitwertes vergüten.
    Da zum Laufzeitende hin Ose besonders stark an Zeitwert verlieren sollten Restlaufzeiten von unter drei Monaten gemieden bzw. muß dann bei einem Kauf damit grechnet werden, daß die Totalverlustwahrscheinlichkeit extrem hoch ist.


    3.4. Spread

    Eine Orderausführung durch Zusammenbringen von Angebot und Nachfrage an der Börse ist im OS-Handel eher die Ausnahme, die Regel ist dagegen, daß der Emittent als Market Maker einen liquiden Handel sicherstellt, d.h. die Orderausführung durch Kauf und Verkauf beim Emittenten erfolgt (vgl. Abschnitt 4.2.). Hierzu stellt der Emittent laufend Geld-(=Ankaufs-) und Brief-(=Verkaufs-)Kurse. Die Differenz zwischen Geld- und Briefkursen ist der Spread. Dieser Spread kann bezogen auf den Briefkurs sehr hoch sein und muß erst einmal durch eine Kurssteigerung des OS "verdient" werden.


    3.5. Handelbarkeit

    Ein weiteres wichtiges Kriterium ist die Handelbarkeit, d.h. die Frage, inwieweit ein Schein jederzeit schnellstens gekauft oder verkauft werden kann (vgl. hierzu 4.2.).




  • 4. Praxis des Optionsschein-Handels


    4.1. Grundsätzliches

    Voraussetzung für den OS-Handel ist ein Wertpapier-Depot bei einem Finanzdienstleister (Hausbank, Direktbank, Discountbroker) sowie die Börsentermingeschäftsfähigkeit. Letztere ist ein Dokument, das der Investor unterschreiben muß, um zu dokumentieren, daß er über die Risiken des OS-Handels aufgeklärt wurde, so daß er gegenüber seinem Finanzdienstleister in Verlustfällen nicht mit Regreßforderungen auftreten kann. Direktbanken und Discountbroker ordnen ihre Neu-Kunden nach einer schriftlichen Befragung meist in Risikoklassen und gewähren dann die Börsentermingeschäftsfähigkeit, wenn eine entsprechende Risikoklasse gegeben ist. Dies dient auch zum Schutz des Investors, es soll vermieden, daß sich unerfahrene Börsen-Einsteiger sofort auf den OS-Handel stürzen. Wer dies dennoch tun will, d.h. eine entsprechende Risikoklasse zur Erlangung der Börsentermingeschäftsfähigkeit erreichen will, muß, sofern auf Nachweise verzichtet wird, den Fragebogen phantasievoll bearbeiten. Eine andere Möglichkeit ist die Einrichtung eines Wertpapierdepots bei der Hausbank und die Erlangung der Börsentermingeschäftsfähigkeit nach eingehender Beratung durch den Kundenberater.


    4.2. Liquidität des Optionsscheinhandels

    Bei Begebung eines OS erklären sich die Emittenten bereit, jederzeit täglich handelbare (Geld- und Brief-)Kurse stellen, zu denen sie die Scheine kaufen oder verkaufen. Sie sind dazu nicht verpflichtet und garantieren dies auch nicht, sie sagen diesen Service lediglich zu, um den Markt liquide zu halten, denn in der Regel finden sich an der Börse Käufer und Verkäufer nicht und so springen die Emittenten als Market Maker ein. Dabei ist es durchaus denkbar, daß zufällig in extrem hektischen Börsenphasen (etwa bei einem Crash) bedauerlicherweise die Telefonleitungen zum Emittenten zusammenbrechen, so daß ein Handel vorübergehend nicht möglich ist und ein Call-Besitzer seine Verluste nicht begrenzen, ein Put-Besitzer seine Gewinne nicht realisieren kann. Es existiert hier also ein technisch bedingtes Restrisiko.
    Grundsätzlich aber kann man davon ausgehen, daß der Handel in OS immer liquide und ein jederzeitiger Kauf und Verkauf gegeben ist.

    Prinzipiell gibt zwei Möglichkeiten, Ose zu handeln:

    1. Der börsliche Handel: telefonisch oder per Internet wird die Order über den Finanzdienstleister unter Angabe der Wertpapierkennummer, der gewünschten Stückzahl, des Limits und des Börsenplatzes an die genannte Börse weitergeleitet. Der zuständige Makler an der Börse bearbeitet diese i.d.R. dadurch, daß er beim Emittenten anruft und die Order zu den gestellten Kursen ausführt, wenn das Limit es zuläßt. Hierbei kann es zu Verzögerungen kommen, etwa wenn der Makler erst einmal weitere Ordereingänge abwartet oder anderweitig beschäftigt ist. Wendet er sich dann später der Bearbeitung der Order zu können sich in der Zwischenzeit die vom Emittenten gestellten Kurse soweit vom Limit entfernen, daß die Order nicht mehr ausgeführt wird. Um dies zu umgehen sollten nur Emittenten gewählt werden, die ihre OS auch in Stuttgart handeln, denn die Börse Stuttgart bietet als einzige Börse eine jederzeitige und automatische Überwachung der eingehenden Order, die sofort ausgeführt wird, wenn das gegebene Limit es zuläßt. Dieser sehr investorfreundliche Service hat dazu geführt, daß an dieser Börse der größte Umsatz in OS erzielt wird.

    2. Der außerbörsliche Handel: hierbei wird über den Finanzdienstleister direkt der Kontakt zum Emittenten aufgenommen: per Internet oder per Telefon werden die aktuell gestellten Kurse abgefragt und der Investor entscheidet sofort verbindlich, ob er zu diesen Kursen handeln will. Beim außerbörslichen Handel spart der Investor die Maklercourtage und kann die Order schneller ausführen als über die Börse. Darüber hinaus ist der Investor nicht an die Handelszeiten der Börse gebunden, da einige Direktbanken und Discount-Broker auch den außerbörslichen Handel mit einigen Emittenten nach Börsenschluß anbieten.


    4.3. Day-Trading mit Optionsscheinen

    In der letzten Zeit hat Day-Trading an Popularität gewonnen. Day-Trading heißt, daß innerhalb eines Handelstages Kauf und Verkauf vorgenommen und am Ende des Handelstages alle Positionen geräumt werden. Es handelt sich also hierbei um eine Handelsstrategie, die versucht, Kursbewegungen während eines Tages zu nutzen. Das setzt neben der richtigen Einschätzung der Marktlage voraus, daß eine sehr schnelle Orderausführung möglich ist und möglichst hochhebelige OS gehandelt werden können, mit denen sich auch kleinere Kursbewegungen lukrativ nutzen lassen. Beide Voraussetzungen sind im OS-Handel derzeit nur bedingt gegeben, tatsächlich ist Day-Trading auch mehr ein Phänomen der Terminbörsen. Der erste restringierende Faktor besteht in der Schnelligkeit der Orderausführung: zum einen wird eine schnelle Orderausführung zwecks Day-Trading nur von einer kleinen Anzahl von Direktbanken und Discountbrokern angeboten, zum anderen müssen auch vom Emittenten Handelsplattformen angeboten werden, die einen schnellen Zugriff auf das aktuelle OS-Angebot zu real-time-Kursen ermöglichen. Derartige Handelsplattformen stehen aber nur sehr eingeschränkt zur Verfügung. Darüber hinaus kommt es auch immer wieder zu technischen Problemen, insbesondere bei einer hohen Kapazitätsauslastung der Technik, die die Orderausführung erheblich verzögern. Es ist also zur Zeit nur ein Teil des gesamten OS-Angebotes nur bei wenigen Finanzdienstleistern im Day-Trading handelbar und dies gelegentlich mit technischen Problemen behaftet, die das Day-Trading mit OS einschränken. Der zweite restringierende Faktor besteht zudem darin, daß hohe Aufgelder und hohe Spreads die für das Day-Trading zur Verfügung stehenden Scheine belasten können, so daß engere Schwankungsbreiten im Markt kaum lukrativ genutzt werden können.




  • 5. Ausgewählte Literatur und Internetseiten


    5.1. Literatur

    Jesse Livermore, Das Spiel der Spiele, TM-Verlag (sehr unterhaltsame und lehrreiche Einführung in die Börse - teuer, aber gut!)

    Beike/Potthoff, Optionsscheine, dtv

    Uszczapowski, Optionen und Futures verstehen, dtv


    5.2. Internetseiten

    www.boersenlinks.de
    www.ross-trading.de
    www.investornet.de

    Broker Boards (Foren für Diskussion und Fragen):
    www.consors.de
    www.bch.de/foruma/
    www.bern-stein.de/wwwboard/wwwboard.htm

    Wirtschaftsnachrichten, Börsenberichte:
    www.wallstreet-online.de
    www.boersen-zeitung.com/INDEX001.HTML
    www.vwd.de
    www.handelsblatt.de
    www.wiwo.de
    www.fnet.de
    www.welt.de
    www.sueddeutsche.de/aktuell/wirt.htm
    http://finanzen.yahoo.de

    Analysen (kostenlos per e-mail abonnierbar):
    www.wallstreet-inside.de (super site!!)
    www.stisweekly.de

    Kursinformationen, Charts, Chartanalyse:
    www.comdirect.de/informer/index.htm
    www.charttec.de
    www.finanztreff.de

    Informationen zu Optionsscheinen:
    www.warrant.de
    www.onvista.de (super site!!)
    www.optionsschein-magazin.de
    www.dm-online.de
    www.infowelt.net/fw/wissen/optionsscheine/