DER SPIEGEL Online-Ausgabe, 11.06.2003
http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/0,1518,252380,00.html




Wissenschaftsakademie Berlin
Design-Diplom in zwei Wochen


Neue Wege will die Wissenschaftsakademie Berlin beschreiten: An der privaten Hochschule werden Studenten im Schnelldurchlauf zum Diplom gebracht - mit Seminarthemen wie "Der Schabrackentapir" oder "Die Geschichte des Fahrstuhls".

Berlin - Kurze Studienzeiten, engagierte Dozenten, weder Zugangsbeschränkungen noch Studiengebühren - was die Wissenschaftsakademie Berlin verspricht, klingt verlockend für viele Uni-müde Studenten.

Erstmals konnten die Studenten im Rahmen des Berliner Designmai sogar in nur zwei Wochen ein Design-Diplom erwerben. Vier Kompaktseminare zu den Themen "Die größten Missverständnisse der Designgeschichte" oder "Über Hotelzimmer" mussten die Nachwuchsgestalter dazu absolvieren. In Zukunft sollen weitere derartige Angebote folgen, verspricht Rafael Horzon.

Horzon, 32, hat die Wissenschaftsakademie im Juni 1997 gegründet. Das Studienangebot sei - wie beim Studium generale - sehr breit gefächert. Seminare wie die "Entwicklungsgeschichte der Amphetamine", "Der Schabrackentapir" oder "Die Geschichte des Fahrstuhls" werden an der Wissenschaftsakademie angeboten.

"Die Studenten sollen bei uns lernen, selbständig zu denken und zu arbeiten", erklärt Horzon. Schließlich seien sie "selbst für ihre Bildung verantwortlich, nicht ihre Eltern, ihre Hochschule oder ihr Staat." Die Zeit außerhalb der Hörsäle sei "sehr viel fruchtbarer, als die innerhalb". Deshalb reichen für das Vordiplom schon zwei Seminarscheine, für das Abschlussdiplom brauchen die Studenten vier Scheine. "Unsere Abschlüsse sind genauso viel wert wie jedes andere Diplom", verspricht Horzon: "Im Zweifelsfall nämlich fast gar nichts."

Rafael Horzon: 1997 gründete er die AkademieDas Besondere an der Akademie: "Jeder Student kann auch Dozent werden" (Horzon). Eine Trennung zwischen Dozenten und Studenten gebe es nicht: Jeder, der sich eingehend mit einem Thema auseinander gesetzt habe und in der Lage sei, sein Wissen verständlich weiterzugeben, könne an der Wissenschaftsakademie auch lehren. Deshalb gebe es keine fest angestellten Dozenten. "So wird verhindert, dass sich - wie bei verbeamteten Dozenten üblich - eine lähmende Routine einschleicht", meint Horzon.

Studiengebühren brauchen sie nicht zu bezahlen. Die private Hochschule wird von der Unternehmensgruppe "modocom" getragen, zu der auch ein Möbelhaus und ein Modelabel gehören.

Die Hochschule hat Horzon gegründet, weil er sich als Student "unterfordert und gelangweilt" fühlte. Er kam zu dem Entschluss, "eine Akademie zu gründen, die meinen Wünschen entspricht".



Reiner Kramer








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